Blogumne – 00022 der frühling saugt4 min read

endlich frühling, sagen die meisten. draussen spriesst und kreucht und fleucht es. alles stellt auf frühling um, die luft, das licht, die düfte. die natur treibt ihr ding. erste blumen blühen. enten im teich schwimmen plötzlich nur noch paarweise rum. sie wirken rammlig. sag mal, rammlige enten?!? auch die menschlein hüpfen und rollen wieder draussen rum. alle spüren sie den frühling.

doch während alle, und ihr hund, draussen frohlocken, verbringe ich diese zeit am liebsten drinnen, bei geschlossenem fenster, in einem abgedunkelten und feuchten raum. und bevor jetzt alle, und ihr hund, entrüstet aufjaulen, erwähne ich bloss ein wort: heuschnupfen.

verflixter, fieser, elender, verdammter, verf#∞@ter heuschupfen.

nein, ich bin kein heulsusi, hannes. ich hänge kein weinerliches schild vor die türe, “ich muss drinnen bleiben”. ich reagiere lieber mit ärger und hasse den frühling. mit leidenschaft. verkneift euch also euer schadenfreudiges lächeln, ich will gar nicht nach draussen. denn leute, seht es ein, draussen sein ist gar nicht so toll. draussen hat es insekten, es stinkt oft nach kuh und schlimmerem und die gefahr besteht, dass man draussen braun werden könnte. und bleiche haut ist bekanntlich sowas von tausend mal cooler. ätsch. all ihr naturfreaks, die ihr jetzt bald wieder glänzt und strotzt, wie frisch vom kleefeld, ihr seit völlig uncool. sorry to burst your bubble.

aber manchmal frage ich mich schon, warum mein körper mir dies antut? was hat dies zu bedeuten? draussen riecht es gut nach blüten, sagt man. ich aber kann dies nie geniessen, weil sonst mein immunsystem amok läuft. versteht mich nicht falsch, ich sage nicht, dass ich es geniessen möchte. aber irgendwie ist es schon doof.

so erkläre ich es mir: es wird wärmer draussen, die luft dadurch trockener. die blumen fangen an zu spriessen, hatten wir schon, setzen pollen frei um sich gegenseitig zu befruchten. oder sagt man bestäuben? egal. jedenfalls fliegen diese elenden pollen, strohdumm wie sie sind, überall rum, und gelangen so auch an orte, wo sie rein gar nichts zu suchen haben, so zum beispiel auf meine schleimhäuten, was an sich bereits eine frechheit ist, aber soweit ginge es ja noch. denn dort werden sie absurderweise als fremdkörper identifizert. mein körper, schreit “eindringling” und greift zu den waffen. histamine werden ausgeschüttet und die allergische armee reitet auf. mein körper rotzt und trieft und tränt im hoffnungslosen versuch dem pollen meister zu werden. dabei tut er eigentlich das richtige; bloss gegen den falschen gegner – und dies den ganzen frühling und sommer lang; und in milano sogar bis in den herbst.

ich hab alles versucht. hyposensibilisierung – schon der name, mann. antihistaminika – die machen mich müde. akupunktur – naja, nice try. sogar homöopathie – die finde ich an sich saublöd, hau ab mit deinen kügelchen, mann. aber die augentropfen funtzen tatsächlich. auf wikipedia lese ich gerade von einer neueren therapie “sublinguale immuntherapie”, kurz SLIT!!!1! das tönt sexy, teste ich noch. doch an sich müsste es doch viel einfacher gehen. irgendwie müsste ich doch diese absurde überreaktion meines eigenen körpers auch selber wieder in den griff kriegen. der körper müsste sich doch bloss losbeissen von dieser fixen idee, und endlich einsehen, dass pollen kein gegner ist, den man mit schleim bekämpfen muss – oder auch nur kann.

urs schneider ist schuld. der wohnte in unserer siedlung und dem habe ich es glaube ich abgeschaut, denn in unserer familie hatte, und hat, niemand sonst heuschnupfen. urs war zwei jahre älter und wirkte jeweils sooo verdammt lässig, wenn er heuschnupfen gekriegt hat im frühling. mit 14 fing es dann auch bei mir an. und fast 30 jahre später ist es immer noch nicht lässig.

einen trick habe ich gefunden, der ist ziemlich elegant, finde ich jedenfalls. die heuschnupfen saison beginnt in bern so ende märz, anfangs april. wenn ich es gut time und genau dann hierhin ins wallis fahre, dann kann ich so den heuschnupfen aufschieben. das haus hier im wallis liegt 500 m höher und der frühling fängt dadurch entsprechend später an. ha!

dieses jahr ist eh bisher ideal. es soll bloss weiter schneien. ich bin dafür.

3 Replies to “Blogumne – 00022 der frühling saugt4 min read

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