Blogumne 00038: politikerklatschen6 min read

politikerklatschen. so heisst ein neues schreckgespenst, welches seit kurzer zeit die classe poltique in der bundeshauptstadt beunruhigt. nach den fremdenfeindlichen wahlresultaten vom letzten wochenende hat sich mit klatsch (kleine leute aktion zur terminierung der schonzeit) eine gruppe von aktivisten formiert, die eine ebenso primitive wie effiziente methode ihr eigen nennt. während in bern nationalrats sessionen stattfinden – falls sie denn in bern und nicht in irgendwelchen wellness luxus hotel in graubünden oder wo abgehalten werden – wird die gruppe ausgewählte politiker unter den lauben der stadt aufspüren und ihnen “auf gute alte und bewährte weise eine tracht prügel versetzen, wie damals auf dem pausenplatz”. diese “aktionen” sollen gefilmt und die videos im internet auf speziell dafür eingerichteten websites gezeigt werden. das “klatsch manifesto” wurde mir vor einigen tagen aus anonymer quelle, exklusiv zugespielt. ich konnte im anschluss per email einen der rädelsführer der bewegung interviewen. dem manifest entnehmen wird folgendes:

“dies ist eine warnung an das xenophobische politikerpack in bern: eure schonzeit ist vorüber. vorbei die zeit, in der ihr auf eurem weg zum bundeshaus unbesorgt und ohne schutzbegleitung durch bern flanieren konntet. klatsch (kleine leute aktion zur terminierung der schonzeit) hat es sich zum ziel gesetzt, gewissen politikern in bern das pflaster heiss zu machen. wir werden euch unter den lauben von bern abpassen und euch auf gute alte und bewährte weise eine tracht prügel versetzen, wie damals auf dem pausenplatz. die aktionen werden per video domukentiert, die dann auf dem internet gezeigt werden. tönt wie “happy slapping”? genau. doch hier handelt es sich um “happy slapping with a cause”.

gewisse politiker fühlen sich zu sicher in bern. bern ist die wohl einzige hauptstadt weltweit, in der politiker unbewacht durch die strassen spazieren können. eigentlich finden wir diese situation sympathisch, doch wenn es sich dabei um fremdenfeindliche hetzer und reaktionäre grossmäule handelt, darf dies nicht weiter der fall sein. seit jahren manipulieren diese herren die schweiz nach ihrem versteckten plan. und seit jahren fühlen wir uns immer weniger repräsentiert von der politik unseres landes. die abstimmungsresultate vom wochenede des 23./24. september haben uns nun endgültig den nuggi rausgejagt. wir sind die frustrierten. wir wollen unserer ohnmacht ausdruck verleihen und endlich einmal, zumindest symbolisch, den spiess umdrehen. die hetzer sollen zu gehetzten werden. wir kleinen leuten wollen den grossen klappen das maul stopfen und ihnen ein paar auf die nüsse geben. und dies nun wörtlich.

doch nicht alle politiker müssen sich sorgen machen. klatsch wird nur eine gewisse art von politikern angreifen, die populistischen, die engstirnigen, die bornierten und vorallem die fremdenhetzerischen. klatsch führt zu diesem zweck eine bisher geheime liste von politikern, die nach klaren richtlinien erstellt und aktualisiert wird. die betroffenen politiker erahnen selber, falls sie gemeint sind. diese hetzer sollen endlich am eigenen leib spüren, was es heisst, wegen herkunft, bildung, hautfarbe, sexueller vorliebe oder politischer gesinnung stigmatisert und verfolgt zu werden. auf nach bern – zum fröhlichen politikerklatschen.”

soweit das klatsch manifesto. die aktion wirft natürlich einiges an fragen auf. hier einige ausschnitte aus meinem email-interview mit “kinn hacke”, dem rädelsführer von “klatsch”.

jan zuppinger: “ich habe euer manifesto gelesen. die referenz zum happy slapping bietet ihr bereits selber an. mir ist aber vorallem das wort “politikerklatschen” ziemlich komisch aufgestossen – erinnert an schwulenklatschen. ein reichlich primitives umfeld in dem ihr euch da ansiedelt.”

kinn hacke: “wir sind uns bewusst, dass unser plan primitiv ist. er erinnert, wie du richtig feststellst, inhaltlich an das phänomen des happy slapping, während die bezeichnung politikerklatschen eine ebenso deutliche wie bewusste referenz zum begriff schwulenklatschen enthält, wie auch zum tamilenklatschen, ausländerklatschen und weiteren variationen des begriffes. wir distanzieren uns natürlich ganz klar von all diesen formen der sinnlosen gewalt. so etwas würden wir nie tun. und dennoch handelt es sich wie gesagt um sehr bewusste referenzen. wir wollen damit die leute schockieren, sie aber auch zum denken bringen. und wer weiss, möglicherweise inspirieren wir sogar den einen oder anderen -klatscher oder happy slapper seine wut in sinnvollere kanäle zu leiten.”

jz: “wie kommt ihr auf diesen absurden plan? und warum jetzt?”

kh: “die politiker haben damit angefangen. sie haben zuerst provoziert. und seit zidane’s kopfnuss wissen wir, dass immer diejenigen die provozieren schuld sind. nein, nein, ich mache witze. die idee ist nicht neu, sie ist bereits seit einiger zeit in uns gereift. die schockierenden abstimmungsresultate vom letzten wochenende haben uns nun aber in aller deutlichkeit aufgezeigt, dass wir jetzt endlich handeln müssen. das politische klima ist endgültig gekippt. das jahrelange hetzen gewisser herren in bern hat nun vollends seine erschreckenden früchte gezeigt. wir “linken und netten” dürfen nicht weiter tatenlos zusehen, wie unserem land schritt für schritt die humanti†äre und soziale tradition unter den füssen weggezogen wird. und uns persönlich gefällt es, eine solch brachiale, aber auch sehr direkten methode zu wählen um unserer unzufriedenheit ausdruck zu verleihen. wir reihen uns auch ein in eine tradition von politischen aktivisten, die ähnlich vorgehensweisen seit jahren wählen, die tortenwerfer etc. wir sehen darin auch eine gute portion humor. unsere manchmal fast überziviliserte welt braucht orte für das anarchische und rohe.”

jz: “um welche politiker handelt es sich? werdet ihr die liste publizieren?”

kh: “diese frage wird bei uns noch heftig diskutiert. einige mitglieder der gruppe meinen, wir sollen die liste auf unserem website publizeren (das website wird übrigens bald online geschaltet) als eine art to-do-liste mit kleinen böxchen, die wir dann abhäckeln, wenn ein opfer an der reihe war. sie versprechen sich davon einiges an publizität und argumentieren, dass die betroffenen herren bloss ein bisschen zittern sollen. das gegenargument lautet, dass wir durch eine solche publikation der namen den einzelnen aktionen das überraschungselement wegnehmen. wir werden sehen.”

jz: “mit dieser ethisch fraglichen und reichlich undemokratischen vorgehensweise liefert ihr doch euern kritikern gleich selber alle argumente.”

kh: “klar, die meisten leute werden unsere methode nicht verstehen. viele werden sie sogar mit sehr deutlichen worten kritisieren. es geht uns jedoch nicht darum einen beliebtheitswettbewerb zu gewinnen hier. ein teil unserer motivation ist zugegebenermassen reichlich egoistisch. wir können einfach unsere frustration nicht länger in uns reinfressen. und vielleicht, möglicherweise, eventuell wird sich der eine oder andere, der gegen aussen schön brav gegen uns primitiven schläger protestiert, ein innerliches lächlen nicht verkneifen können. die herren auf unserer liste haben das klima der angst bewusst und seit jahren geschürt um ihren fremdenfeindlichen machenschaften zu dienen. und sie selber sollen dabei zufrieden lächelnd und ohne angst durch unsere schöne stadt wandeln dürfen?”

6 Replies to “Blogumne 00038: politikerklatschen6 min read

  1. Klar, den betreffenden Politikern gehört mal tüchtig “der Kopf gewaschen”. Aber abwatschen? Gewalt als Lösung? Tortenwerfen ist lustig, auch für “Brennnesseln”, “Tomätli” oder Ähnliches wäre ich ja noch zu haben. Aber mit dieser Aktion würde sich “klatsch”, wenn sie denn tatsächlich mal zur Tat schreiten sollten, auf das Niveau ihrer Zielpersonen begeben. Und das findet Gebbi “Gandi” Gebsn nicht erstrebenswert.

  2. gute idee. shampoo kaufen und den herren den kopf waschen. da wär sogar ich mit dabei. ob dies allerdings ganz ohne gewalt geht? tortenwerfen, in brennesseln setzen, hosen runter, das sind akte von symbolischer gewalt. auf eine gewisse art imponiert mir genau darum diese klatsch idee, weil sie so direkt und ungeschminkt ist. ich selber könnte sowas natürlich nie tun …

  3. Hallo?! wo sind wir denn da, bei den Nazis anno 1933? Wer nicht unsere Meinung hat für den gibts prügel?

    Nein danke.

  4. ich muss die idee ja nicht verteidigen, sie ist nicht auf meinem mist gewachsen. und doch hinkt der vergleich zu den nazis natürlich mächtig. aber egal.

  5. “Die Nazis haben nicht geprügelt sondern vergast…”

    Nicht in 1933.

    Übrigens würde ich solche Methoden mehr vom anderen Lager erwarten. Schlägertruppen à la SA sind das einzige Element, das der SVP fehlt, um eine regelrechte faschistische Partei zu sein.

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