Idiot Boy Gimes präsentiert Bad Boy Kummer3 min read

bad boy kummer

[in german only, sorry]
gestern habe ich mir bad boy kummer angeschaut. ein schrecklicher film. und genial zugleich, aber wohl in einer nicht ganz beabsichtigten weise. noch nie wurde so offensichtlich klar, auf welch plumpe weise die damaligen auftraggeber weiterhin versuchen sich aus der verantwortung herauszuschnorren. das absolute unding eigentlich, wenn ein ehemaliger chef *hüstel* stv. chefredaktor und dadurch mitverantwortlicher (gimes) so einen film macht, und ihn dann noch dazu missbraucht, um weiterhin seine damalige unschuld, sein unwissen, seine naivität zu beteuern. lächerlich.

in den interviews gibts viele stellen, wo man bei tom kummer deutlich die irritation spürt, diese immer gleichen, nervigen fragen. gimes wollte irgendwie bei tom einen breakdown, sein mea culpa erzwingen, es praktisch aus kummer rausirritieren. auf solch plumpe weise. man versteht tom’s irritation! ich jedenfalls. der schluss vom film dann, so manipulativ. tom scheinbar in einer lüge gefangen. gimes bringts nicht übers herz ihn zu konfrontieren. so platt. und so durchschaubar.

aber.

tom kummer kommt eigentlich relativ gut weg. die bilder seines lebens in LA. seine kunst videos. das geschichtliche auch. geiles material. perlen. leider etwas vor die säue geworfen. denn, let’s face it, gimes ist ein schlechter regisseur. verdammte split screens? come on.

ich bin weiterhin stolz auf tom kummer, dass er sich nicht zum bauernopfer hat machen lassen in dieser sache. sowas braucht culot, wie wir in bern sagen, rückgrat. denn darüber sind sie ja wohl primär sauer, die köppels, poscharts et al. die damaligen chefs und auftraggeber. über dieses interview im spiegel, in dem tom kummer sie als mitwissend und somit mittäter outet. das darf dann so einer nicht. da wurde der ungeschriebene ehrencodex vollends gebrochen. aus ihrer sicht. die verlogenheit soll ja weitergehen, das lügengebilde medien nicht allzu fundamental in frage gestellt werden und nur der eine lügende journalist als alleinschuldiger soll geopfert werden. in den meisten vergleichbaren fällen läufts bekanntlich so.

der film zeigt denn auch vorallem dies, die warten weiterhin auf den totalen bückling von tom kummer, um ihm dann jovial zu verzeihen und ihm, dem ach so talentierten, ja begnadeteten schreiber, wieder jobs zu reichen. interviews mit dem eisbär knut darf er noch schreiben, doch selbst der kleine bund, das einzig mutige blatt in dieser frage, wird im film sogar kritisiert darüber, dass sie tom kummer ein paar sachen haben schreiben lassen. jetzt versteh ich endlich die kürzlich hierzu erschienene kolumne von alexander sury und deren rechtfertigenden ton.

weiterhin ist für mich klar, der fall tom kummer bleibt ein lehrstück der deutschen mediengeschichte. der witz geht allein auf kosten der medien und deren glaubwürdigkeit. heute googlen sich die journis brav ihre platten artikel zusammen. der deutsche journalismus ist wieder langweilig geworden und versteckt sich hinter gefakter pseudo-objektivität. es hat keinen platz für gonzo-journalisten wie tom kummer. aber werden hier nicht primär die leser für blöd verkauft? medien lügen nun mal, dienen dazu sachen, manchmal auch ideen, zu verkaufen, sind nie und nimmer objektiv, gesteuert vom markt, von werbung, sponsoring. und hier hat einer dies ausgereizt, subversiv hinterfragt, für sich genutzt auch. er wurde zuerst zum star aufgebauscht und dann vom sockel gebombt. doch tom kummer bleibt ein genialer schreiber und schade ist dabei nur, dass man ihn heute kaum mehr liest. hang in there, dude.

[disclaimer: ich kenne tom kummer privat, wir kannten uns in den 80ern in bern, aber nicht sehr gut, und in letzter zeit pflegen wir einen lockeren kontakt]
einige korrekturen, 29.10.

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