500 km dans l'Aare, ça use, ça use

500 km – Meine Aare Schwimmsaison 20165 min read

Ach 2015

Letztes Jahr bin ich 323.1 km in der Aare geschwommen. Mein Challenge war es gewesen, die Luftliniendistanz von Bern bis an’s Mittelmeer in der Aare zu schwimmen. Es hat gereicht. Bei einem späteren Besuch in Ligurien stand ich dann bei Voltri (und somit am Punkt der kürzesten Distanz Bern – Mittelmeer) am Strand. Die Wasserqualität war in Voltri leider nicht besonders einladend. Dafür sprang ich dann ein paar Kilometer westlich in’s zärtliche Salzwasser.

Meine Aare Schwimmsaison 2015
Von Bern bis an’s Mittelmeer in der warmen Aare

500 km in der Aare gefressen

2016, in diesem Jahr, wollte ich natürlich meinen eigenen Rekord schlagen. Und wieder hat es geklappt. Ich bin in dieser Saison 500 km in der Aare geschwommen, 176.9 km weiter als im letzten Jahr. Es sind übrigens exakt 500 km geworden, was ein absoluter Zufall ist, mich aber sehr amüsiert hat.

500 km entspricht ziemlich genau der Luftlinie von Bern bis Cape d’Agde, dem bekannten Swinger- und Nudistenstrand am Mittelmeer von Frankreich. Wir fahren aber doch lieber wieder nach Ligurien ;). 500 km entspricht auch der Distanz bis Bastia, Siena, Trieste, Rimini, Bruxelles. Und es ist weiter als Paris.

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Distanz im Radius

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Aarefarbe – desperate

Lange sah es diese Saison schlecht aus, die Wassertemperaturen blieben im Juni tief. Das Wetter entwickelte einen komischen Rythmus bei dem es alle vier, fünf Tage zu einem Kälteeinbruch kam, weil sich offenbar der Jetstream überschlug, obwohl der Jetstream in diesem Jahr eigentlich weit genug nördlich lag. Dazu wehte oft eine starke Bise, was gerade für die Aaretemperatur fatal ist, da der Nordwind den Thunersee aufwühlen und die Wassertemperatur zum einstürzen bringen kann. Auch farblich war das Wasser oft kritisch und präsentierte sich als eine unappetitliche trübe Schlacke. Zum Glück hat mir @fr3nzin3 diesen fantastischen Aare-Farbenchecker gebastelt:

Ich entschied mich früh, meine Toleranz nach unten senken zu müssen. Wenn ich wie letztes Jahr erst ab 18º meine mittellange Schwimmstrecke (Halbinsel Schlaufe) gemacht hätte, wäre ich kaum weit genug gekommen. In der vorigen Saison traute ich mir bei Temperaturen unter 18º nur die kurzen Distanz (0.6 km) vom Strändli zu. In dieser Saison schwamm ich bereits ab 16º die 1.8 km Strecke um die Halbinsel, und ein paar mal, an sehr schwülen Tagen, sogar bei 15.5º. So kam ich auf die beachtliche Anzahl 252 für diese Strecke. Dafür kamen deutlich weniger Kurzstrecken dazu.

Mitte August kam dann eine lange Hitzewelle, somit war dies alles wohl etwas übertrieben gewesen. Egal. Relativ bald – am 24. August um 11:42 – hatte ich meine letztjährige Leistung eingestellt. Ich bin natürlich weiter geschwommen. Doch dann boten sich immer weitere Teilziele an, 200 mal die Schlaufe, 250 mal, und plötzlich lag sogar die magische 500 km Grenze in Reichweite. Der Wasserstand war lange relativ hoch geblieben, senkte sich erst Mitte September unter die kritische Grenze, und auch die Temperatur blieb lange akzeptabel. Am 15.9. schamm ich das letzte Mal die 1.8 km Strecke. Die fehlenden knapp 14 km spulte ich dann bei der Seftau ab, wo der Wasserstand viel länger hochbleibt (wegen dem Wasserkraftwerk). Vor ein paar Tagen wurde mir dann klar, dass ich die 500 km auf die Kommastelle genau erreichen würde ;). Geeky pleasures.

500 km dans l'Aare, ça use, ça use
500 km dans l’Aare, ça use, ça use

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Hier die Daten:
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Auf der kompletten Tabelle finden sich auch die Schwimmdaten von Franziska. Zusammen erreichten wir fast 700 km und somit auch die Atlantikküste, die wir wohl im kommenden Frühling besuchen werden.

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Sunday was a fiasco ...

#IdiotenAufBooten

Ich muss gestehen, mit diesem Effort bin ich an mein Limit gekommen. Zeitenweise war es keine Freude schwimmen zu gehen, da ging es nur noch um die Rekordjagd. Natürlich brachte es auch sportliche Betätigung, es ging um die Natur, um’s draussen sein. Aber zu oft war es nur noch nervig. Bekanntlicherweise ist die Engehalbinsel als Schwimmstrecke schon einige Jahre kein Geheimtip mehr. An heissen Tagen hatte es oft viel zu viele laute, irritierende, respektlose Schwimmer in und Boote auf der Aare. #IdiotenAufBooten.

#IdiotenAufBooten 6

Am stärksten hat mich besorgt, wie wenig Ehrfurcht und Respekt noch vor dieser doch sehr anspruchsvollen Schwimmstrecke vorhanden ist. Ich sah viel zu oft sehr schlechte Schwimmer, wie sie sich an ihre lächerlichen Schwimmhilfen klammernd im Gegenwasser strudelten. Oder solche, die mich während dem schwimmen fragten, wo wohl der Ausstieg sei. Oder solche, die bei gefährlichem Hochwasser trotzdem gingen. Oder Eltern, die ihre zum Teil nur minimalst gesichterten Kleinkinder mitgenommmen haben.

Die alte Faustregel sollte weiterhin gelten, wer in der Aare für eine Strecke eine Schwimmhilfe braucht, sollte diese meiden. Gerade die Schlaufe um die Halbinsel ist nur etwas für sehr gute Schwimmer. Sonst wird es früher oder später wieder zu tragischen Umfällen kommen. Es sind bereits einige hier ertrunken, unter anderen ein Kollege von mir, mehr als dreissig Jahre ist es her.

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One contemplative swimmer

I’m with Möwe

Nächstes Jahr werde ich mich darum auf die Qualität konzentrieren, und nicht mehr auf die Quantität. Die 500 km sind geschafft. Jetzt ist mal gut. Das soll mir zuerst mal jemand gleich tun. Die absoluten Highlights in dieser Schwimmsaison hatten eh mit der Natur zu tun, mit der Ruhe, mit den Stimmungen, wenn wir kurz nach oder kurz vor Gewittern schwimmen gegangen sind, sehr früh, oder sehr spät am Tag. Oder mit den Vögeln, die ich liebend gerne aus dem Wasser heraus beobachte, vorallem meinen heiss geliebten Graureiher.

Einmal haben zwei freche, neugrierige Enten mich und Franziska während mehr als einem Drittel der Strecke begleitet, liessen sich ganz nah neben uns hertreiben, haben uns mehrmals umrundet. Und dazu die ganze Zeit mit uns gequackt. Gleichzeitig stritten über unseren Köpfen zwei Graureiher und jagten hintereinander her.

Ein anderes Mal beoachtete ich eine Möwe, die für einen Fisch aus vollem Flug in den Fluss heruntergestochen war, dann mit dem etwas zu grossen Fisch kämpfte und versuchte an’s Land zu gelangen. Bis plötzlich ein Graureiher, der diesen Kampf beobachtet hatte, über der Möwe kreiste, sie mit Kot bewarf und mit seinen riesigen Flügeln einschüchterte. Die Möve erschrack dann vollends als der Graureiher neben ihr landete, liess ihren Fisch fallen, worauf der Graureiher diesen schnappte und ein kleines, triumpfierendes Tänzchen aufführte. Das klägliche Geräusch der Möwe werde ich nie vergessen, “So gemein, so gemein…” schien sie zu krächzen.

Strändli ours again

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